Studienauftrag Oberdorf

Bassersdorf

Das Limmattal verdichtet. Diese Tendenz ist zurzeit auch in Bassersdorf erkennbar, wo südlich des Bearbeitungsperimeters neue gewerbliche Nutzungen und öffentliche Bereiche entstehen.
Eine Begegnungszone erschliesst auf Fussgängerebene den Kern von Bassersdorf. Dabei spielt das Areal zwischen Winterthurerstrasse, Stiegweg und Plätzliweg im Rahmen der Wachstumsstrategie eine Schlüsselrolle. Das «Oberdorf» spannt im erweiterten Netz der Begegnungszone zusammen mit dem Dorfkern das Potential verdichteter Quartierstrukturen auf. Das vorliegende Programm stützt diese Vision über den Nutzungsmix und die Durchlässigkeit auf Fussgängerebene.

Identität
Unsere Beobachtungen registrieren vor Ort braune Ziegeldachstrukturen, die dem Bestand eine sehr eigene und bestechende Plastizität verleihen. Die Dächer stiften eine klare architektonische Identität und stärken die Wahrnehmung eines eigenen, dem Mensch angepassten Massstabs im öffentlichen Raum. Den verschiedenen Neubauten in der näheren Umgebung mangelt es häufig an formaler Kraft, welche wie in diesem Fall über die Dachform vermittelt wird. Neben den erwähnten Aspekten machen vorspringende, geneigte Dächer auch nutzungs- und bautechnologisch Sinn.

Durchlässigkeit
Die Mischung von Wohn- und gewerblichen Funktionen steht in Ergänzung zu einer aussenräumlichen Verflechtung des Areals mit dem Bestand. Durchlässigkeit, Durchwegungen und Gebäudezugänge spielen auf Ebene der Erdgeschosse eine wesentliche Rolle. Die Zugänge zum Areal beziehen sich auf die Anbindung an das öffentliche Wegsystem, die Gebäudeeingänge orientieren sich auf den Hof und bilden klar ablesbare Adressen.

Städtebau
Das städtebauliche Konzept formt einen öffentlich zugänglichen Hof innerhalb zweier winkelförmig abgeknickter Baukörper. Ein Rücksprung des westlichen Körpers zur Winterthurerstrasse weitet einen Vorplatz auf, schafft Raum für die Verlängerung des Fussweges entlang des Baches und bietet Platz für Aussenparkplätze. Die Erdgeschosse im Norden, Osten und Süden gestalten sich gemäss Programm als gewerbliche Nutzungen. Im Westen schlagen wir Gartenwohnungen vor. Dabei erschliessen sich sämtliche Zugänge über den Hof. Die Zufahrt zur Tiefgarage ist entlang des Stiegwegs angelegt und für Fahrräder ist eine Abfahrt in den Velokeller über den Hof vorgesehen. Die Volumetrie des Areals staffelt von Norden als fünfgeschossiger Körper im Gegenuhrzeigersinn auf einen viergeschossigen Körper nach Nord-West ab. Plastisch gestaltete, braune Ziegeldächer, das Verformen der Dachflächen wie auch das Knicken im Grundriss tragen die Idee der Staffelung und vermitteln das Gefühl eines Ensembles. Damit werden der Anschlusspunkt zum Dorfkern und eine zukünftige Ausweitung der Begegnungszone vorweggenommen. Diese Strategie ermöglicht in Zukunft, die Zwischenräume der bestehenden Bebauungen nach Süd-West dichter und öffentlicher zu gestalten und klärt gleichzeitig die Frage des Massstabs im Areal. Dichter bauen bedeutet nicht nur grössere und höhere Baukörper innerhalb des Bestandes zuzulassen sondern auch zusätzlichen öffentlichen Begegnungsraum zu schaffen.

Komplexe Gewöhnlichkeit und Materialität
Vorgesetzte und selbsttragende Holzloggien stehen im Kontrast zu den weiss verputzten aussengedämmten Aussenwandflächen. Die angewandte Bautechnologie betont bewusst traditionelles Handwerk und vermittelt den Ausdruck eines regionalen Baugewerbes und üblicher Bauformen. Die komplexe Gewöhnlichkeit differenziert sich somit vom banal Gewöhnlichen über die Besonderheiten der Plastizität der Baukörper, über die Proportionen im Ganzen wie im Kleinen und über die sinnliche Materialität der Ausstattung wie Ziegel, Putz und Holz sowie des in Asphalt gehaltenen Hofbelags.

Konstruktion
Einfache Flachdecken werden von Stützen und Kernen getragen und ausgesteift und beschränken den Einsatz von Beton auf das nötigste. Alle medialen Erschliessungen sind vertikal klar gegliedert, das Dachwasser wird über offene Rinnen gefasst und abgeführt. Aussenwasser wird wo möglich über Rasen- oder Mergelbereiche versickert oder über geneigte versiegelte Flächen in Rigolen gesammelt und abgeführt. Die selbsttragenden Holzloggien verbinden sich mit dem Dach als eigenständige Strukturen vor dem Massivbau.

Wohnungstypen
Die Wohnungen sind bis auf den fünfgeschossigen dreispännigen Kopf im Norden grundsätzlich als Zweispänner aufgebaut und nehmen auf die Lärmproblematik Rücksicht. Das schlanke und grösstenteils peripher (fassadenseitig) angelegte Gebäudetragwerk lässt Veränderungen innerhalb der Grundrissbereiche jederzeit zu. Aus den mit einzelnen Zimmern ausgestatteten Wohnungstypen können dadurch freie Wohnungsgrundrisse gestaltet werden. Diesen Lösungsansatz betrachten wir als nachhaltig und die Wohnungstypen können so auf zukünftige Wohnansprüche angepasst werden. Durch ihre Lage und Orientierungen unterscheiden sich die Wohneinheiten voneinander, nehmen Bezug auf die Umgebung sowie den Mix und loten die räumlichen Besonderheiten unter den Dächern aus. Die hölzernen Loggien ergänzen das räumliche Angebot und schaffen grosszügige Aussenbereiche.

Year:2013
Categories:residential
Status:competition